Gibbon, Ratanakiri, Kambodscha
Kambodschas bedrohte Tierwelt (Pressereise)

Die Gibbons in Ratanakiri


14. März 2019
Kambodscha
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Wir sitzen auf einer grob gezimmerten Bank auf dem schmalen Grat zwischen dichtem Wald und verbrannter Steppe. Schummrig erheben sich die Bäume in der Morgendämmerung 20 Meter über unseren Köpfen. In den ewigen Geruch von Wald und Erde webt sich eine Spur verkohlter Blätter und Halme. Sie erzählt von Vergänglichkeit, davon, dass nichts bestehen bleibt. Gleich einem Jäger vor der Hatz verharren wir still auf unseren Plätzen. Keine Worte – nur lauschen. Wir warten auf die Gibbons und ihr morgendliches Gesangsspektakel.

Bereits vor einer Stunde sind wir von der Rangerstation im Vuen Sai – Siem Pang Schutzgebiet im Dunkel der Nacht aufgebrochen. Das Licht der Taschenlampe auf dem Weg und die leuchtenden Sterne über unseren Köpfen. Die Schritte zum Rastplatz sind schlaftrunken und doch steigert jeder einzelne die begeisterte Vorfreude auf das, was uns nun erwarten soll.

Auf der Bank vor dem Wald trommelt der Herzschlag bis ins Ohr, sonst ist nichts zu hören. Doch da, nach Minuten der Stille, in denen sich mein Geist mühsam versucht an den Zustand des Wachseins zu gewöhnen, dringen fremde Laute aus dem Dickicht heraus. Staccato-Pfiffe und langgezogene Ruflaute wechseln einander ab. Sie beginnen leise, weit weg irgendwo in einem entfernten Teil des Waldes, doch schon bald ruft es auch in unserer Nähe aus den Bäumen.

Vuen Sai Siem Pang, Ratanakiri, Kambodscha
verbranntes Gras und der Wald der Gibbons

Rufe aus dem Wald

Plötzlich ist von der Müdigkeit nichts mehr übrig. Von unserem Gibbon-Guide Mr. Jackson, ein ausgebildeter Spurensucher und Parkranger – ein Mann des Waldes – sehen wir in diesem Moment nur noch ein paar hastige Bewegungen, mit denen er im dichten Wald verschwindet. Schnell wie ein Luchs.

Hoch oben in den Baumwipfeln singen die Gibbons immer weiter ihre Melodien und stecken damit ihr Territorium für den Rest des Tages ab. Mit den ulkigen Pfiffen markieren sie ihren Besitzanspruch auf einen Teil des Waldes. Und während wir eilig auf dem Boden durch das Unterholz brechen, transformieren sich die Affenlaute in meinem Kopf in ein wohlbekanntes Lied:

„Ich bin der König im Affenstaat,

der größte Klettermax;

spring ohne Hast von Ast zu Ast,

das ist für Sportler ein Klacks.“

König Louie, Disneys Dschungelbuch

Für uns am Boden ist es hingegen mühsam. Immer wieder bleiben wir an mit Dornen und Widerhaken besetzten Zweigen und Blättern hängen, stolpern über Wurzeln, verschlingen mit den Füßen in jungen Bäumchen und Farnen. Während Mr. Jackson irgendwo vor uns geräuschlos durch das Unterholz schleicht, trampeln wir wie eine Horde wilder Elefanten durch den Wald.

Banlung im wilden Nordosten Kambodschas

Nicht einmal 24 Stunden zuvor ahnen wir von all dem noch nichts. Gerade brausen wir in einem Tuk Tuk aus der Provinzhauptstadt Banlung mit ihren breiten, kaum befahrenen Straßen heraus und befinden uns schon wenige Meter hinter der Stadt in einer staubtrockenen Landschaft. Über eine sandige Piste fahren wir vorbei an Cashewplantagen und kleinen Dörfern, an mageren Rindern und abgeernteten Feldern. Staub dringt in die Kabine, legt sich wie schwerer Puder aufs Gesicht, kriecht in unsere Nasen und Münder, erschwert das Atmen. Wir sind im äußersten Nordosten Kambodschas, in der abgelegenen Provinz Ratanakiri, ganz nah an den Grenzen zu Laos und Vietnam.

Vor ein paar Jahrzehnten wuchs hier noch überall dichter Dschungel. Nordvietnamesische Kämpfer schlichen hier auf den Ho-Chi-Minh-Pfaden unentdeckt von Laos bis in das Kampfgebiet im Süden Vietnams. Dann fallen US-amerikanische Bomben, deren Krater bis heute in der Umgebung zu sehen sind. Außerdem haben Bodenspekulation und illegale Abholzung den Dschungel rasend schnell vernichtet.

Vuen Sai, Ratanakiri, Kambodscha
Marktstraße im Dorf Vuen Sai

Heute befinden sich hier statt des Waldes neben Cashew-  und Pfeffer- vor allem Kautschukplantagen. Seit der französischen Besatzung bilden sie die ökonomische Lebensgrundlage vieler ethnischer Minderheiten, die zuvor ausschließlich als Selbstversorger in der hügeligen Landschaft lebten. Sie glauben an Geister in den Wäldern, im Wasser und in der Erde, die sie traditionell mit hohem Respekt verehren. Doch von Respekt allein lässt sich nicht leben und erst recht keine Familie ernähren. Der Dschungel ist nicht mehr gut genug, bringt nur dann ein Einkommen, wenn er abgeholzt wird.

Was einst prächtig grün war, ist nun staubig und eintönig. Gerade jetzt in der Trockenzeit bedeckt eine dichte braune Staubschicht Bäume, Sträucher und Gebäude entlang der buckeligen Piste über die sich unser Tuk Tuk-Fahrer mit seinem Gefährt quält. Gelegentlich werden wir von einem Pkw überholt, der uns in einer aufwirbelnden Wolke zurücklässt. Der Nebel ist so dicht, dass wir keine 20 Meter vor uns auf die Straße sehen können, was unser Fahrer mit einem grinsenden „welcome to Sahara desert of Cambodia“, quittiert.

So gelangen wir nach etwa einer Stunde in den kleinen Ort Vuen Sai und überqueren dort mit einer ohrenbetäubenden Motorfähre, nicht mehr als eine schwimmende Plattform, den Fluss Tonle San. Am anderen Ufer stärken wir uns mit frisch gepresstem Zuckerrohrsaft. Mittlerweile ist es Mittag. Die Hitze drängt uns in die Schatten der niedrigen Hütten entlang der einzigen Straße. Der eisgekühlte süße Saft lindert die Strapazen der Umwelt ein wenig. Ein letzter Schluck, dann geht es weiter. Diesmal auf dem Moped hinter einem Fahrer aus dem hier beheimateten Stamm der Kavet. Der Mann spricht kein Wort, lächelt nur freundlich und schon juckeln wir über rote Pisten vorbei an abgebrannten Feldern. Dann biegen wir unerwartet ab und aus der bisher angenehmen Fahrt wird ein Höllenritt über Stock und Stein, durch tiefe Mulden und schmale, versandete Pfade hinein in den Wald des Vuen Sai – Siem Pang Schutzgebietes, das mit 550 km² so groß ist wie Dresden.

Vuen Sai Siem Pang, Ratanakiri, Kambodscha
selbstgebaute Motorfähren kreuzen den Tonle San in Vuen Sai

Die seltenen Gibbons von Kambodscha

Jetzt sind wir mitten drin im Wald und ohne Blaeng, unserem Guide, der uns auf den Spuren des Rangers Mr. Jackson durch das Unterholz führt, hätten wir schon lange die Orientierung verloren. Querfeldein schlagen wir uns durch das Dickicht, immer in die Richtung der Gibbons. Pfade existieren hier nicht. Schlingpflanzen prüfen uns mit jedem Schritt. Trockenes Laub knistert unter unseren Füßen, die sich so schnell wie möglich durch den dichten Wald bewegen. Weit über uns ragt der Baldachin des Dschungels empor.

Dann plötzlich steht Mr. Jackson vor uns, ein knochiger Mann mit den strahlenden Augen eines erfolgreichen Jägers. Mit erhobener Hand bedeutet er uns ruhig zu sein. Dann folgen wir ihm langsam um einen Baum und dort oben, vielleicht 15 Meter über unseren Köpfen, schwingen sie ganz entspannt in den Wipfeln: die Gibbons – genauer die Nördlichen Gelbwangen-Schopfgibbons (Nomascus annamensis), eine Spezies die erst im Jahr 2010 entdeckt wurde.

Fünf Tiere sitzen in den nahen Bäumen. Es ist eine Familie, Eltern mit ihren drei unterschiedlich alten Jungen. Sie bilden einen Gruppe, von denen es etwa 500 hier im Vuen Sai – Siem Pang Schutzgebiet gibt. Es ist die größte Population der Nördlichen Gelbwangen-Schopfgibbons weltweit.

Gibbon, Vuen Sai Siem Pang, Ratanakiri, Kambodscha
Gibbons sind fidele Kletterer in den Baumkronen
Gibbon, Vuen Sai Siem Pang, Ratanakiri, Kambodscha

Die Gibbons leben monogam, bleiben im Familienverbund bis die Jungen mit etwa 7 bis 10 Jahren in die Geschlechtsreife kommen und in einem anderen Teil des Waldes einen Partner suchen. Unter dem Baum staunen wir über die Affen in der Höhe, die sich ganz ungeniert dem Frühstück widmen. Vor allem Früchte, junge Blätter und Blüten stehen auf dem Speiseplan. Die Gesänge der Gibbons sind nun verstummt, das Territorium für den heutigen Tag gekennzeichnet.

Deutlich sehen wir das Muttertier mit ihrem goldgelb gefärbten Fell im schattigen Blätterdach. Und da, winzig klein, hängt ein Junges an ihrem Bauch. Nicht älter als ein Jahr unternimmt es gerade die ersten Gehversuche. Doch noch sind ihm die wackeligen Äste nicht geheuer. Nur ein paar Schritte traut es sich allein, bevor es beschließt, dass am wohlig warmen Fell der Mutter doch der beste Platz im Wald ist. Auch das jüngste der Affenkinder trägt ein gelbliches Fell, so wie alle Neugeborenen. Erst später verfärbt sich das Fell der Männchen schwarz. Nur die namengebenden Wangenflecken bleiben hell.

Packliste

Packliste

Unsere Ausrüstung muss einiges aushalten. Seit über 7,5 Jahren sind wir dauerhaft unterwegs und strapazieren unser Hab und Gut im täglichen Einsatz. Einiges hat bei uns nur kurze Zeit überlebt, doch anderes bewährt sich mittlerweile seit Jahren und wir sind von der Qualität überzeugt. Unsere Empfehlungen könnt ihr hier nachlesen.

Neben der Gibbonmutter turnen zwei Halbstarke durch die Äste. Ihre Bewegungen wirken wie ein Spiel. Die beiden balgen sich in der Luft, springen aufgeregt von einem Ast zum nächsten und wenn sie an einem frischen Blatt vorbei kommen, wandert es schnurstracks ins Maul. Dann hängen sie baumelnd mit einer Hand über dem Kopf am Ast, während die andere Hand ganz routiniert die schmackhaftesten Blätter aus der Baumkrone klaubt.

Es dauert eine Weile bis wir den Herren der Familie erblicken. Ganz oben, über allen anderen hockt das Männchen auf einem Ast, stopft sich unablässig ein Blatt nach dem anderen zwischen die Zähne. Unter ihm schwingt der Nachwuchs, so als gäbe es nichts Schöneres! Gemütliches Schaukeln über dem Dach des Waldes. Und dann geht es weiter. Auf zum nächsten Baum. Bewegung oben wie unten.

Wir wollen die Gibbons nicht aus den Augen verlieren, denn nun, ohne ihre Gesänge, wären sie fast unmöglich wiederzufinden. Ihnen zu folgen ist gar nicht so leicht. Behände schwingen sie mit weit ausgestreckten Armen von einem Ast zum nächsten, springen in waghalsigem Tempo von Baumkrone zu Baumkrone. Die Gibbons sind die schnellsten Säugetiere unter dem Blätterdach und rasen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 55km/h regelrecht über den Wald hinweg. Mit einer Sprungweite von bis zu 8 Metern gibt es für sie kein Hindernis.

Gibbon, Vuen Sai Siem Pang, Ratanakiri, Kambodscha
weiblicher Gibbon hoch oben in der Baumkrone
Vuen Sai Siem Pang, Ratanakiri, Kambodscha
der Blick geht hinauf ins laubreiche Affenreich
Gibbon, Vuen Sai Siem Pang, Ratanakiri, Kambodscha
Gibbondame im grünen Kleid des Waldes

Doch Mr. Jackson bleibt den Gibbons auf der Spur, verfolgt sie vom Boden mit scharfem Blick und agilen Bewegungen. Kreuz und quer laufen wir durch den Wald, bleiben hier unter einem Baumriesen stehen, schauen dort durch das dichte Laub – immer in der Hoffnung auf eine möglichst freie Sicht. Die Gibbons meinen es gut mit uns, immer tiefer steigen sie hinab in den Wald, sind bald nur noch zehn und dann vielleicht acht Meter über uns.

Doch ihr Zuhause ist bedroht. Große Landstriche des tropischen Laubwaldes sind bereits der Rodung zum Opfer gefallen, um noch mehr Platz für Plantagen und Monokulturen zu schaffen. Allein von 2000 bis 2012 verlor Kambodscha 12.600 km² Wald und damit eine Fläche fünf Mal so groß wie das Saarland. Etwa genauso viel Land ist in Kambodscha bereits an private Investoren verkauft, die oft aus China, Thailand oder Vietnam stammen. Vor allem hier im Nordosten des Landes, in der Provinz Ratanakiri, boomt das Geschäft mit fruchtbaren Böden. Der Lebensraum der Gibbons schrumpft von Jahr zu Jahr. Bis 2050 werden voraussichtlich 9 Gibbonarten in Süd- und Südostasien ihren Lebensraum verloren haben. Auch die Nördlichen Gelbwangen-Schopfgibbons gelten seit 2016 als gefährdet.

Vuen Sai Siem Pang, Ratanakiri, Kambodscha
unser Guide Blaeng erklärt die verschiedenen Spuren von Echsen und Gürteltieren an Baumstämmen

Heimat der Gibbons: Das Vuen Sai – Siem Pang Schutzgebiet

Etwa zeitgleich wird das Vuen Sai – Siem Pang Schutzgebiet gegründet, in dem nicht nur Gibbons, sondern auch Kragenbären, Maleienbären, Gaurs, Wildhunde und Leoparden leben. Auch der Nationalvogel Kambodschas, der Riesenibis, ist hier zuhause. Doch noch immer dringen Wilderer in den Wald ein, um illegal wertvolle Hölzer zu schlagen, die vor allem nach China für die dortige Möbelproduktion exportiert werden. Besonders qualitativ hochwertiges Palisander ist beliebt. Der Markt ist äußerst lukrativ, bringt er doch bis zu 20.000 US-Dollar für einen geschlagen Baum ein. Im ärmlichen Nordosten des Landes ist diese Summe beinahe unvorstellbar. Sie beträgt nicht weniger als das 15-fache des durchschnittlichen Jahreseinkommens in Kambodscha.

In der Rangerstation, mitten im Schutzgebiet, dort wo wir unser Lager aufgeschlagen haben, liegen gigantische Holzblöcke herum. Es sind die konfiszierten Beweismittel illegaler Abholzung, die nun im feuchtheißen Klima der Region ganz langsam verrotten. Jeden Tag und jede Nacht patrouillieren die Ranger durch den Wald, suchen die Spuren der Wilderer. Oft dringen die schrillen Motorengeräusche der Kettensägen, mit denen die Bäume gefällt werden, sogar bis zur Rangerstation.

Dann eilen die Männer in Camouflage und bewaffnet mit Machete und Gewehr in das Dickicht, stellen die Tunichtgute, die oft Nachbarn, Freunde oder Verwandte sind. Die Ranger versuchen ihnen zu erklären, dass der Dschungel mit allem darin geschützt werden muss. Es sind gute Vorsätze und Hinweise, die angesichts des unbegreiflich hohen Gewinns durch das illegale Holzgeschäft aber nicht jedermann überzeugen können.

Vuen Sai Siem Pang, Ratanakiri, Kambodscha
Rangerstation im Vuen Sai – Siem Pang Schutzgebiet
Vuen Sai Siem Pang, Ratanakiri, Kambodscha
Erbe aus der französischen Kolonialzeit: Boule

Sowohl Ranger als auch Holzfäller gehören häufig zum Stamm der Kavet, der sich seit Jahrhunderten im Gebiet des heutigen Vuen Sai – Siem Pang Schutzgebietes niedergelassen hat. In kleinen Siedlungen leben sie in und um den Wald herum, beackern spärliche Felder. Auch viele Ranger waren einst Holzfäller. Doch sie haben verstanden, dass für eine nachhaltige Wirtschaft in der Region der Wald überlebenswichtig ist.

Zusammen mit der Gruppe Gibbons turnen wir nun schon seit 3 Stunden durch den Dschungel und können uns noch immer nicht sattsehen an den flinken Bewegungen der kleinen Affenfamilie. Ich beobachte am liebsten die Jungtiere, wie sie voller Elan von einem Baum zum nächsten springen. Neben einem schlanken Stamm geht mein Blick hinauf in die Laubkronen. Dort krallt sich ein Gibbon nur wenige Meter entfernt an der Rinde fest. Wir haben freie Sicht – ich auf ihn und er auf mich. Unsere Blicke treffen sich und für ein paar Sekunden schauen wir uns ganz unverwandt an. Mir ist, als würde ich dem Tier gewahr werden. So als begreife er, dass da jemand sei, der ihn beobachte. Plötzlich bin ich ein Teil der Affenwelt geworden. Der Moment vergeht, das Tier huscht hinauf in den Schutz der Blätter und lässt mich mit einem verdutzten Lächeln zurück.

Mittlerweile sind wir an den Rand des Waldes angelangt. Auf dem letzten Baum vor der verbrannten Steppe rasten die Tiere gemeinsam im Geäst. Und während wir auf einem umgestürzten Stamm Platz nehmen und unser mitgebrachtes Frühstück ausbreiten, betrachten uns die Gibbons genauso neugierig beim Essen, wie wir sie. Selten waren wir wilden Tieren in ihrer natürlichen Umgebung so nah.

Gibbon, Vuen Sai Siem Pang, Ratanakiri, Kambodscha
Gibbonmama und ihr Baby genießen das Morgenlicht im Baumwipfel
Vuen Sai Siem Pang, Ratanakiri, Kambodscha
Frühstückspause mit unseren Guides Mr. Jackson und Blaeng
Vuen Sai Siem Pang, Ratanakiri, Kambodscha
Graslandschaft im Vuen Sai – Siem Pang Schutzgebiet

Nur eine Handvoll Besucher dürfen das Vuen Sai – Siem Pang Schutzgebiet betreten. Die strenge Reglementierung soll dazu beitragen, dass das Verhalten der Gibbons so wenig wie möglich durch den Menschen gestört wird. Und es scheint zu gelingen. Völlig ungerührt sitzen wir Auge in Auge mit den Gibbons, bis ihnen die Lust nach weiterem Waldschwingen steht und sie zusammen durch das Blätterdach davon ziehen.

Auf der anderen Seite des Waldes breitet sich das verbrannte Gras der Steppe aus. Nur noch vereinzelt stehen hier dürre Bäume. In der Trockenzeit lodert das Feuer natürlich auf, versengt Gräser, Blätter und Borke, hilft beim Keimen neuer Pflanzen. Aber auch Menschen tragen ihren Teil dazu bei. Die Glut unachtsam entsorgter Zigaretten zündelt sich durch den trockenen Boden, schwelt hier und da im Unterholz. Immer wieder steigen Rauchschwaden auf. Unsere Wege führen uns durch verkohlte Gräser und Blätter, die den oft sandigen Boden schwarz färben. Wir kommen vorbei an salzigen Böden, an denen nicht nur Wildschweine und Hirsche, sondern auch wilde Elefanten lecken.

Vuen Sai Siem Pang, Ratanakiri, Kambodscha
in der Trockenzeit treiben die Dorfbewohner ihre Rinder in den Wald

Auch wenn Wald und Steppe an vielen Stellen gerade jetzt in der Trockenzeit nicht so aussehen mögen, ist die Biodiversität im Vuen Sai – Siem Pang Schutzgebiet enorm hoch. Ob sie erhalten werden kann, bleibt ungewiss. Wird es möglich sein den Wilderern und illegalen Holzfällern bessere ökonomische Perspektiven zu bieten? Wird die kambodschanische Regierung den Ausverkauf ihres Landes, die Bodenspekulation und massive Brandrodung stoppen?

Es sind diese Fragen, die in Zukunft auch über das Wohl der Nördlichen Gelbwangen-Schopfgibbons entscheiden. Doch noch schwingen die Affen friedlich von Ast zu Ast, mampfen das eine oder andere frische Blättchen und singen ihre territorialen Lieder zum Sonnenaufgang hinaus in den Wald.

Gibbon, Vuen Sai Siem Pang, Ratanakiri, Kambodscha
Morgenspaziergang im Wald

Wir bedanken uns bei Parrot Tours und Prey Toch Community-based Ecotourism für die Einladung zur Gibbon-Wanderung im Vuen Sai – Siem Pang Schutzgebiet. Alle dargestellten Meinungen sind unsere eigenen.

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