Mrauk U, Myanmar
Das verlorene Reich am Golf von Bengalen

Mrauk U, die alte Königsstadt in Myanmar


7. Januar 2019
Myanmar
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Stockdunkel ist es, als wir uns einen steilen Hang hinauf durch das Dickicht schlagen. Dichtes Gestrüpp wuchert über rutschige, verfallene Stufen. Hinterhältige Wurzeln werden zu Stolperfallen, gebrochene Äste ritzen die Haut. Unter uns liegt das Städtchen Mrauk U noch in tiefem Schlummer. Schweiß steht auf der Stirn, perlt in dicken Tropfen den Nacken hinab, rinnt über Arme und Beine, durchnässt die Kleidung am Rücken. Mein Atem liefert sich ein rasantes Rennen mit meinem Herzschlag. Und trotz der Anstrengung ist es doch kalt. Die Sonne liegt noch weit hinter dem Horizont.

Plötzlich stehen sie vor uns, die Drachen. Spitze Zähne blitzen in ihren Mäulern. Dazwischen lecken Zungen nach Blut. Im ersten Licht des Tages erheben sich die schummrigen Formen der fabelhaften Wesen aus der Dunkelheit. Hinter ihnen ragt die goldene Shwe Thaung Pagode in der Dämmerung weit über die Landschaft empor. Unten in der Ebene, eingepfercht zwischen hohen Palmen, dichtem Grün und weiten Reisfeldern, nimmt Mrauk U Konturen an. Wir sind im Nordwesten Myanmars; genauer im Bundesstaat Rakhine, der gerade vor allem wegen der ethnischen Unruhen und Verfolgung der muslimischen Minderheit an der Grenze zu Bangladesch in die Schlagzeilen geraten ist.

Hoch oben an der Pagode beruhigt sich mein Atem. Langsam treten die ersten Sonnenstrahlen über die Baumwipfel, verfangen sich im frühen Nebel. Am Himmel glüht es erst lila, dann feuerrot, orange. In der Nähe leuchten Straßenlaternen durch den Dunst. Die Umrisse weiterer Hügel treten hervor. Inseln im milchig wabernden Schleier des Nebelmeeres. Schemenhafte Pagoden sitzen wie Zipfelmützen auf den Hügelkuppen.

Mrauk U, Myanmar
Sonnenaufgang über Mrauk U

Mrauk U, die kosmopolitische Handelsmetropole

In der morgendlichen Dämmerung steigt eine mystische Landschaft aus dem Nebel und mit ihr die Geschichte einer einst prächtigen Stadt und eines stolzen Reiches.

In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts regieren die Könige von Mrauk U über weite Teile Arakans, einer historischen Küstenregion am Golf von Bengalen. Ihr Einflussgebiet erstreckt sich vom heutigen Bundesstaat Rakhine, in Myanmar bis nach Chittagong im benachbarten Bangladesch. Geschützt durch das Arakan-Joma-Gebirge im Osten entwickelt sich Mrauk U zu einer mächtigen Königsstadt und dominiert für 350 Jahren den Seehandel in der Region.

Die Regenten der Stadt unterhalten Beziehungen bis nach Arabien und Europa, tauschen Waren mit den Überseepartnern, verschiffen Reis und Harz, Elfenbein und Elefanten, Sklaven, Gewürze und Textilien. Die Schatztruhen der Könige können den Reichtum schon bald nicht mehr bergen. Mit Wohlstand gesegnet wächst Mrauk U, 58 Kilometer im Landesinneren am Fluss Kaladan gelegen, auch zum kulturellen und religiösen Zentrum der Region heran.

Dutzende Tempel und Pagoden lassen die Herrscher erbauen. Überall errichten sie ihre Heiligtümer – sowohl auf den umliegenden Hügeln, als auch zwischen den Holzhütten der einfachen Händler und Bauern, die Mrauk U bewohnen.

Mrauk U, Myanmar
Nebelschwaden verhüllen die Ebene von Mrauk U
Mrauk U, Myanmar
wie Inseln ragen die Hügel aus dem morgendlichen Dunst

Und so wächst die Stadt, entwickelt sich zu einer Metropole; ist beinahe kosmopolitisch. Es heißt, dass im 16. Jahrhundert etwa 120.000 Menschen hier leben – so viele wie in London zur gleichen Zeit. Aus ganz Asien und Europa ziehen Händler in die Stadt. Portugiesen und Holländer kommen erst als Piraten und errichten später als Kaufleute ein eigenes europäisches Viertel, versorgen die Könige mit Waffen und militärischem Wissen. Beeindruckt von Glanz und Reichtum nennen sie Mrauk U die „Goldene Stadt“. Japanische Samurai dienen der Königsfamilie als Leibwächter. Buddhistische Würdenträger schmücken sich mit islamischen Titeln. Muslimische Händler besetzen wichtige Positionen im buddhistisch geprägten Gesellschaftsgefüge.

Noch zu Beginn des 17. Jahrhunderts gilt die Küstenflotte Mrauk Us als unbesiegbar, die Stadt mit ihrer 30 Kilometer langen Befestigungsanlage als uneinnehmbar. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit dem geschäftigen Königreich. Erst geht Chittagong an das sich ausbreitende Mogulreich verloren. Dann erobert 1785 der burmesische König Bodawpaya Mrauk U und entlässt das stolze Reich in die Geschichte. Die einst mächtige Königsstadt, Thronsitz von 49 Monarchen, verschwindet in der Bedeutungslosigkeit. Daran ändern auch die Briten nichts, die ein halbes Jahrhundert später ihre koloniale Vormachtstellung auf dem indischen Subkontinent nach Südostasien ausweiten und Mrauk U übernehmen.

Mrauk U, Myanmar
Mrauk U, Myanmar
dichter Nebel liegt über Mrauk U
Mrauk U, Myanmar
Aussicht vom Hügel der Shwe Thaung Pagode
Mrauk U, Myanmar
der Nebelschleier löst sich in den ersten Sonnenstrahlen des Tages auf

Ländliche Idylle in Mrauk U

Heute ist Mrauk U nur noch ein verschlafenes Dorf, eingebettet in eine weite Hügellandschaft. Hoch oben von der Shwe Thaung Pagode gleicht unser Ausblick dem der Vögel, die durch die nahen Baumkronen huschen. Rauchschwaden von offenen Suppenküchen dringen empor, verschmelzen mit dem sich langsam auflösenden Morgennebel. Letzte Fetzen wabern unwirklich um die Hügelkuppen, auf denen nun Pagoden und Palmen deutlich zu erkennen sind.

Die Luft ist frisch und klar, duftet nach morgendlichem Tau. Irgendwo begrüßt ein Hahn schrill den Tag. Erste Motorengeräusche zerreißen die Geister der Vergangenheit, die sich mit dem Nebel um uns herum auflösen.

Auf winzigen Schemeln sitzen Familien am Straßenrand, essen unter provisorisch errichteten Dächern und Verschlägen Nudelgerichte aus kleinen Schälchen. Hier in diesen einfachen Straßenlokalen beginnt für sie der Tag.

Noch verschlägt es wenige Reisende nach Mrauk U. Die alte Königsstadt liegt abseits der vielbesuchten Urlaubsziele in Myanmar, das sich überhaupt erst seit 1992 dem Tourismus öffnet. Dabei erzählen die mehr als 100 Tempelruinen noch immer vom Reichtum, der hier einmal herrschte. Wie damals fügen sie sich ins Ortsbild. Vom Verfall gezeichnet, gehören sie bis heute zum Leben in Mrauk U.

Mrauk U, Myanmar
idyllisches Mrauk U

Zwischen den massigen Tempeln ducken sich spröde Holzhäuser, die das morgendliche Licht allein durch die offene Haustür herein lassen. Vor den Eingängen waschen Frauen Wäsche. Große Kreise blassgelber Thanakapaste schmücken ihre Wangen. Seit Jahrhunderten bedienen sich die Menschen dieser natürlichen Kosmetik, die die Haut kühlt und zugleich vor der Sonne schützt. Kinder toben lachend über die staubige Straße. Saftig grüne Reisfelder umringen Hütten und Tempel, in deren Schatten manch eine Kuh zu grasen beginnt.

Mrauk U zeigt sich dörflich; ist weitläufig. Vom Zentrum um den Markt weisen nur ein paar bebaute Gassen, dann verläuft sich der Ort in den Feldern und Tempelanlagen. Wasserbüffel ziehen mit ihren Hirten umher, Holzkarren juckeln gemächlich über buckelige Pisten. Ein Tag in Mrauk U vergeht langsam.

Mittlerweile schlendern wir über palmenbestandene Straßen. In niedrigen Holzhäusern werden Obst und Gemüse, Shampoo und Chips verkauft. Von überall lächelt man uns freundlich zu. „Mingalaba“ – „Hallo“ rufen die Kleinsten und winken erst aufgeregt herüber, um sich dann hinter ihren älteren Geschwistern zu verstecken.

Mrauk U, Myanmar
Reisfelder und Viehweiden schmiegen sich um die einstige Königsstadt Mrauk U

Der Shitthaung Tempel

Wir brauchen nicht lange, um die Überbleibsel der einstigen Königsstadt zu finden. Bereits nach ein paar Kurven stehen wir vor einer Ziegenherde hinter der sich der Shitthaung Tempel als machtprotzender Koloss erhebt. Dicke, graue Steinmauern geben ihm das Aussehen eines Bunkers. Dunkel, robust, geheimnisvoll. Verwaschene Pagoden schmücken den schweren Bau.

Neben den Ziegen sitzen ein paar Damen, die aus einer Handvoll improvisierter Stände heraus Getränke und Souvenirs verkaufen. Doch wirklich geschäftstüchtig sind sie nicht. Vielmehr erfreuen sie sich am gemeinsamen Plausch in der stetig zunehmenden Hitze des noch immer frühen Tages.

Der Shitthaung Tempel gilt als wichtigste und größte archäologische Stätte in Mrauk U. Die Legende besagt, dass 80.000 Buddhaskulpturen in seinem Inneren verehrt wurden. Auch heute bewahren die Korridore noch immer tausende Abbilder des Erleuchteten. Daneben verzieren Steinmetzarbeiten die massiven Wände. Sie porträtieren religiöse und mystische Motive, aber auch Szenen des höfischen Lebens aus dem 16. Jahrhundert. Modrig riecht es. Die Luft in den Gängen scheint so alt, wie der Tempel selbst.

Shitthaung Tempel, Mrauk U, Myanmar
Buddhagallerie im Shitthaung Tempel
Shitthaung Tempel, Mrauk U, Myanmar
bunte Wandreliefs zeigen mysthische Figuren
Shitthaung Tempel, Mrauk U, Myanmar
Buddhastatue im Shitthaung Tempel

Wir drücken unsere Nasen ganz nah an die Reliefs, betrachten die Skulpturen und können uns doch nicht vorstellen, wie das Leben hier vor 500 Jahren ausgesehen haben soll. Wie mag es gewesen sein, als Samurai mit scharfen Klingen den König beschützten und Händlern aus aller Welt hier ihren Geschäften nachgingen? Ich fantasiere Bilder und bezweifle zugleich, dass sie der Vergangenheit nahe kommen.

Unsere Schritte hallen über den steinernen Boden. Höhlengleich führen die langen, düsteren Gänge bis tief ins Tempelinnere. Dort öffnet sich eine Kammer, in der die Könige von einst vor einer drei Meter hohen Buddhastatue meditierten. Hier ist es absolut still. Kein Geräusch dringt von außen herein. Ein Raum allein für Buddha und die Meditation. Königlich!

Shitthaung Tempel, Mrauk U, Myanmar
Shitthaung Tempel in Mrauk U

Nur wenige Meter vom Shitthaung Tempel entfernt befindet sich der Htukkant Thein Tempel. Auch er stammt aus dem 16. Jahrhundert. Wie eine Festung thront er auf einer Erhöhung – massiv, uneinnehmbar. Nur eine schmale Treppe reicht hinauf. In seinen groben Mauern führt ein dunkler Wandelgang spiralförmig durch den Tempel. Skulpturen reihen sich entlang der Wände aneinander. Sie zeigen adlige Damen und Herren aus der Hochzeit Mrauk Us, gekleidet in der Mode von vor etwa 500 Jahren.

So viele Tempel und Pagoden stehen in Mrauk U, dass man von einer Ruine direkt in die nächste stolpert. So geht es uns mit dem Laymyethna Tempel, dem ältesten noch erhaltenen Gebäude aus den Gründungsjahren der alten Königsstadt. Vier Buddhastatuen sitzen in seinem Halbdunkel. Sonnenstrahlen fallen durch die schmalen Eingänge, malen ein mystisches Bild aus Licht und Schatten. Eine längst vergangene Zeit wird plötzlich berührbar.

Htukkant Thein Tempel, Mrauk U, Myanmar
wie eine Festung erhebt sich der Htukkant Thein Tempel in Mrauk U
Htukkant Thein Tempel, Mrauk U, Myanmar
detailierte Reliefs aus dem 16. Jahrhundert schmücken die Gänge des Htukkant Thein Tempels

Mrauk U besitzt eine eigene Stimmung, die so ganz anders daher kommt, als im viel bekannteren und älteren Tempelkomplex von Bagan. Dabei werden immer wieder Parallelen zwischen dem Herrschaftszentrum des ersten großburmesischen Reiches im heutigen Myanmar und Mrauk U gezogen. Tatsächlich aber haben die Orte kaum etwas gemein. Die bunkergleichen Tempel von Mrauk U sind weit weniger filigran als die Backsteingebäude der größeren, aber ausgestorbenen Tempelstadt am Ufer des Irawadi.

Dafür fasziniert das Innere der Tempel in Mrauk U. Die engen, häufig mit Skulpturen, Wandreliefs und Malereien verzierten, konzentrischen Korridore sind abenteuerlich. Sie symbolisieren den direkten Weg zu Buddha, fördern die Phantasie, wecken den Entdeckergeist. Kein Vergleich zu den beinahe sterilen Bauten in Bagan. In Mrauk U erleben wir Kultur zum Anfassen, zum Eintauchen und darin Verlorengehen. Die massigen Tempel und Pagoden erzählen bis heute von der Kraft ihrer Erbauer.

Htukkant Thein Tempel, Mrauk U, Myanmar
schummrige Gänge führen durch den massiven Htukkant Thein Tempel
Htukkant Thein Tempel, Mrauk U, Myanmar
sitzender Buddha im Htukkant Thein Tempel

Packliste

Packliste

Unsere Ausrüstung muss einiges aushalten. Seit über 7,5 Jahren sind wir dauerhaft unterwegs und strapazieren unser Hab und Gut im täglichen Einsatz. Einiges hat bei uns nur kurze Zeit überlebt, doch anderes bewährt sich mittlerweile seit Jahren und wir sind von der Qualität überzeugt. Unsere Empfehlungen könnt ihr hier nachlesen.

Pagodenfeld im Mittagslicht

Mittlerweile sind wir nicht mehr allein. Einheimische Schulklassen besuchen die Pagodenfelder und kurzzeitig wird es laut, als uns die Jugendlichen entdecken. Jeder von ihnen möchte ein Selfie mit diesen Ausländern, die so völlig überwältigt von der Wirkung der dunklen Tempel vor ihnen stehen.

Den gesamten Vormittag erkunden wir die Ruinen, schauen Frauen in bunten Wickelröcken dabei zu, wie sie aus einem nahen Brunnen Wasser schöpfen und in großen Krügen auf ihren Köpfen nach Hause balancieren. Seit dem letzten König von Mrauk U scheint sich wenig im Leben der Einwohner verändert zu haben.

Gegen Mittag stehen wir auf einem Hügel, schauen hinunter auf die schwarzgrauen Ruinen der Tempel und Pagoden in einer malerisch verträumten Kulisse. Hitze flimmert über Mrauk U. Die reine Luft des Morgens ist nun drückend schwer. Kein Windhauch bewegt die Blätter der nahen Palmen. Allein ein vollbeladener Pickup rumpelt über eine entfernte Piste. Laute Musik dröhnt aus riesigen Lautsprecherboxen auf der Ladefläche – Eminem und K-Pop. Dazu das Grölen begeisterter Jugendlicher, die sich bis auf das Dach des Pickups schwingen und mit ihrem Gewicht den Wagen ein wenig tiefer legen. Ein Tempelausflug der lokalen Dorfjugend.

Yadanabon Pagode, Mrrauk U, Myanmar
Blick auf die Yadanabon Pagode
Laung Ban Pyauk Pagode, Mrauk U, Myanmar
Laung Ban Pyauk Pagode
Sakya Man Aung Pagode, Mrauk U, Myanmar
Sakya Man Aung Pagode

Zurück in den Gassen der Stadt ist es jedoch bald wieder ruhig. Hier sind wir allein unterwegs. Abseits der Hauptstraße verzaubert uns Mrauk U mit seinem idyllischen Charakter. Tropisches Grün dringt zwischen den Häusern hervor. Aus den offenen Türen der Hütten plärrt hier und da ein Radiolautsprecher. Mitten drin, zwischen den Geschäften des Ortes, befinden sich die niedrigen Grundmauern des alten Königspalastes und ein kleines Museum, das Artefakte der zurückliegenden Jahrhunderte ausstellt.

In einem Restaurant möchten wir essen und weil uns der Kellner zunächst nicht wahrnimmt, rufen wir ihn mit gespitzten Lippen und dem dazugehörigen Kusslaut. Ein landestypisches Geräusch für Aufmerksamkeit, das erstaunlich gut funktioniert.

Am Nachbartisch trinken zwei Männer eisgekühltes Bier. Kondenswasser perlt an den Gläsern herunter. Es ist heiß in Mrauk U und ein angenehm träges Gefühl ergreift uns. Alle Zeit der Welt liegt über dem Ort und so sitzen wir eine Weile, schauen hinaus auf die Straße, die sich im Laufe des Nachmittags wieder mit charmantem Leben füllt.

Mrauk U, Myanmar
Spaziergang durch die dörfliche Idylle
Mrauk U, Myanmar
Blick auf die Tempel und Pagoden von Mrauk U
Mingala Man Aung Pagode, Mrauk U, Myanmar
Lotusblütenverkäufer am Eingang der Mingala Man Aung Pagode

Abendstimmung in Mrauk U

Als die Hitze des Tages erträglich wird, spazieren wir in die Umgebung, dorthin, wo Bauern ihre Felder bestellen und Wasserbüffel grobe Holzkarren ziehen. Auf dem fruchtbaren Boden gedeiht seit Jahrhunderten Reis im Überfluss, der bereits in der früheren Königsstadt Wohlstand und Wachstum sicherstellte. Über ein Geflecht aus Flüssen und Kanälen wurde der Reis einst zum Kaladan Fluss verschifft und gelangte von dort bis an den Golf von Bengalen und hinaus in die Welt. Noch heute bilden Mrauk Us Felder die zweitwichtigste Anbaustätte für Reis in Myanmar.

Mitten in den grün leuchtenden Feldern erhebt sich der Kothaung Tempel, eine der größten Anlagen in Mrauk U. Farne und Moose wachsen in seinem Inneren, geben den Buddhafiguren im Wandelgang ein vergessenes und doch stolzes Aussehen. Junge Mönche, kahl geschoren und gehüllt in die bordeauxroten Stoffe ihrer Glaubensgemeinschaft, sitzen im Schatten Jahrhunderte alter Mauern. Ihre Almosenschalen warten zwischen den gekreuzten Beinen.

Als sich die Sonne dem Horizont nähert, erwacht Mrauk U endgültig aus der schläfrigen Mittagsruhe. Wieder köcheln Suppen in den Garküchen, wie am Morgen ziehen Rauchwolken aus offenen Feuern zwischen Wohnhäusern und Tempeln empor. Ein paar Jugendliche spielen Chinlone, ein traditionelles Spiel in dem zwei Mannschaften einen Rattanball über eine Schnur hin und her schießen. In akrobatischen Bewegungen, die an asiatische Kampfkunst erinnern, passen sie die elastische Kugel hin und her. Ein Sprung, ein gestrecktes Bein, eine schwungvolle Bewegung durch die Luft, und der Ball saust präzise und wuchtig ins gegnerische Feld.

Mrauk U, Myanmar
rund um Mrauk U befindet sich das zweitgrößte Anbaugebiet für Reis in Myanmar
Kothaung Tempel, Mrauk U, Myanmar
kleine Pagoden zieren den Kothaung Tempel in Mrauk U
Kothaung Tempel, Mrauk U, Myanmar
Buddhastatue im Kothaung Tempel
Kothaung Tempel, Mrauk U, Myanmar
in den schattigen Gängen des Kothaung Tempels sammeln Mönche Almosen
Kothaung Tempel, Mrauk U, Myanmar
sitzender Buddha in Bhumisparsa Mudra, der Erdberührungsgeste
Kothaung Tempel, Mrauk U, Myanmar
mystisch anmutende Gänge führen durch den Kothaung Tempel

Mrauk U hat es uns angetan. Die entspannte Königsstadt, die reizende Landschaft und das angenehme Dorfleben ziehen uns in ihren Bann. Eigentlich könnte man Mrauk U an einem Tag besuchen. Es wäre Zeit genug, um mit dem Fahrrad die wichtigsten Tempel und Pagoden abzufahren. Viel angenehmer ist es jedoch, dem Leben hier in seiner Langsamkeit zuzuschauen und für ein paar Tage ein Teil davon zu werden. Gemächlich im Schatten der Palmen zu schlendern, von einem der Hügel Blick und Gedanken schweifen zu lassen oder die nahen Dörfer am Fluss zu besuchen. Mrauk U, die alte Königsstadt, ist damals wie heute ein Ort zum Verweilen.

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Mrauk U, Myanmar
Abendlicht über tropischem Grün

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  • Mat
    15. Januar 2019

    Hallo, interesant; wie klappt das mit dem trampen in myanmar, fandet ihr das Reisen dort angenehm ?
    Grüsse


    • Morten & Rochssare
      16. Januar 2019

      Es ist nicht unbedingt einfach in Myanmar zu trampen, aber mit Geduld funktioniert es irgendwie immer. Das Land ist wirklich schön und vielfältig und die Menschen hilfsbereit. Ja, es war angenehm dort zu sein.