Teil 1 Heimaturlaub in Deutschland
Teil 2 Gedanken über die Heimat
Es fühlt sich merkwürdig an, wieder in Deutschland zu sein. Nicht nur die Supermärkte erschrecken mich, nicht nur vor den Obst- und Gemüseabteilungen stehe ich mit großen Augen. Vieles erscheint mit problematisch. Mit der indischen „Eimerdusche“ habe ich mit weniger als zehn Litern duschen können – komplett mit Haaren. Für meine Morgenwäsche reichten 400 Milliliter.
Und in Deutschland? Die Dusche läuft und läuft. Und sogar unser Klo spülen wir mit Trinkwasser. Natürlich ist es selbst aufbereitet. Aber das Klo mit Trinkwasser zu spülen ist angesichts der globalen Trinkwasserknappheit ein Luxus, den wir nicht brauchen, ein Luxus, den ich nicht will.
Vieles stößt mir auf in Deutschland, vieles irritiert mich, mit vielem bin ich nicht einverstanden, vieles möchte ich nicht unterstützen. Und es steht mir frei so zu sein. Es gibt Geschäfte, die heißen „Kauf Dich Glücklich“ – dort muss ich nicht einkaufen. Ich muss keine Regierung unterstützen, die Rüstungsexporte fördert und Vermögenssteuer zurückhält. Ich kann meine Gedanken öffentlich äußern und muss keine Rechenschaft ablegen. Doch egal was ich mache, an manchen Sachen führt in Deutschland kein Weg vorbei: Man spült sein Klo mit Trinkwasser – oder eben gar nicht.
Das mulmige Gefühl, das ich schon im Supermarkt vor der immensen Obsttheke hatte, kam nicht von ungefähr. Das, was mir mein ganzes Leben als normal erschien, weil ich es nicht anders kannte, ist es keineswegs. Es ist ein Luxus, den sich nur wenige Länder auf der Erde erlauben können. Würde jedes Land so leben und konsumieren, wie wir es in Deutschland tun, bräuchten wir mehr als drei Planeten, um unseren Bedarf zu decken.
Die Last der industriellen Landwirtschaft
Deutschland ist der drittgrößte Importeur von Lebensmitteln weltweit. Dabei könnte sich unser Land theoretisch fast komplett selbst mit Lebensmitteln versorgen. Doch die Äcker in Deutschland sind größtenteils für die Fleischproduktion reserviert. Auf zwei Dritteln der Anbauflächen in Deutschland wird das Futter für 200 Millionen in Massenställen gehaltene Tiere angebaut. Dagegen wird nur ein Fünftel des hier gesäten Getreides zu Lebensmitteln verarbeitet.
Der Hohe Bedarf an Futterpflanzen zerstört die landwirtschaftliche Vielfalt und geht mit zahlreichen Probleme einher. EU-weit ist jeder zweite in der Agrarlandschaft beheimatete Vogel seit 1980 verschwunden. Überdüngung und flächendeckend mit Pestiziden behandelte Felder fordern ihre Opfer. Es gibt in Deutschland heute 75% weniger Fluginsekten als vor 30 Jahren. 10% der Böden in Deutschland sind durch die Monokulturen und den Einsatz von Pestiziden und Herbiziden kaum noch nutzbar.
Doch die Supermärkte in Deutschland quellen trotzdem über. Mehr als die Hälfte des Warenangebots kommt aus dem Ausland. Anbau und Herstellung der Produkte, die jährlich nach Deutschland importiert werden, beanspruchen eine Fläche, die doppelt so groß ist wie Deutschland selbst. Wir füllen unsere Teller anderswo auf der Welt und nutzen dafür Land, Wasser, Rohstoffe und Lebensgrundlagen anderer Länder.
Aber Deutschland ist nicht nur drittgrößter Agrarimporteur der Welt, sondern auch drittgrößter Agrarexporteur – für Fleisch und Milch. Weil dafür die zwei Drittel der Anbauflächen, die bereits mit Futtermitteln bepflanzt sind, nicht reichen, importiert Deutschland jährlich zusätzlich 4.500.000 Tonnen – 4,5 Millionen Tonnen – Futtersoja.
Für diese Monokulturen, gentechnisch modifiziert, wird – anderswo – Land geraubt und Wald vernichtet, verseuchen hunderte Millionen Liter Pestizide Böden und Wasser und machen Menschen krank. Arbeiter, durch den ständigen Kontakt mit giftigen Pestiziden gesundheitlich stark beansprucht, ernten – anderswo – in sklavenähnlichen Verhältnissen unser Obst und Gemüse. Und in Deutschland? Hier bauen wir auf weniger als einem Prozent unserer Ackerflächen Gemüse an.
Die Probleme, die die industrialisierte Landwirtschaft mit sich bringt, gliedern wir in andere Länder aus. Aus demselben Grund, warum unsere Kleidung in Indien und Bangladesch hergestellt wird. Die Textilindustrie ist überdurchschnittlich umweltschädigend. Darum ist es für uns besser, wenn die Luft und das Wasser in Indien verseucht werden. Und nicht in Deutschland.
Aus demselben Grund werden 80 bis 90 Prozent der Antibiotika weltweit in Ländern wie Indien oder China hergestellt. Die Produktion von Antibiotika ist extrem umweltbelastend. Und multiresistente Keime haben wir eben lieber in indischen Gewässern, als in deutschen.
Aber unser Wunsch nach wirtschaftlichem Wachstum, auch durch den Export von Fleisch und Milch, und unser überdurchschnittliches Konsumverhalten rechtfertigt Leid – anderswo auf der Welt. Unser Konsum ist weder nachhaltig noch verantwortungsbewusst, weil wir einen Lebensstandard wahren möchten, den wir als normal empfinden. Der jedoch seit jeher mit der immensen Ausbeutung billiger Arbeitskräfte und billiger Ressourcen und der Ausgliederung von Problemen erreicht und gehalten werden kann – anderswo auf der Welt.
Aber:
Nichts von dem, was ich schreibe ist neu. Vielmehr sind es angestaubte Fakten, lange schon belegt. Wir wissen von alledem. Doch es ändert sich nichts. Niemand fragt sich, wer denn für unseren Wohlstand zahlt. Und wie unser Wohlstand zustande gekommen ist.
Warum können sich so viele Menschen damit abfinden, dass andere deswegen schlechter Leben, weil wir so gut leben? Seit vielen Jahrzehnten, und eigentlich schon seit Jahrhunderten, profitieren die reicheren, westlichen Gesellschaften davon, dass sie andere Gesellschaften und die Lebensgrundlagen der Menschen in diesen Gesellschaften ausbeuten. Und natürlich wollen wir die Verhältnisse am liebsten so belassen wie sie sind.
Unser Konsum zerstört die Welt
Die Forderung nach Einschränkung und einer Veränderung des Konsums in den westlichen Industriestaaten, die ja in erster Linie für die Ausbeutung der Menschen und den Klimawandel verantwortlich ist, stößt auf taube Ohren. Nicht jedes Jahr ein neues Smartphone, keine Kaffeekapseln mehr, weniger Fleischkonsum, keine Schnittblumen aus Afrika. Selbst die kleinste Forderung nach Verzicht zieht einen Schrei der Empörung und heftiges Kopfschütteln nach sich. Ein vegetarischer Tag pro Woche in deutschen Kantinen und Speisesälen? Skandal!
Doch das kollektive Bewusstsein, dass unsere Art des Konsums nicht nur nicht nachhaltig, sondern schlichtweg zerstörerisch ist, fehlt ganz einfach.
Wir wissen schon lange von den Arbeitsbedingungen und den Machenschaften von Amazon und Nestlé – und trotzdem ändert sich unser Konsumverhalten nicht.
Wir wissen, dass Starbucks, Apple und Co. keine Steuern zahlen, sich so ihrer gesellschaftlichen Verantwortung entziehen, um (noch) mehr Profit zu machen – und trotzdem ändert sich unser Konsumverhalten nicht.
Wir wissen, dass die Rohstoffe für unsere Smartphones und moderne Technologien unter unmenschlichen Bedingungen gewonnen werden, dass Menschen dafür versklavt werden – und trotzdem ändert sich unser Konsumverhalten nicht.
Wir wissen, dass rund ein Drittel der weltweiten Anbauflächen für die Produktion von Viehfutter verwendet werden. Für 100 Kalorien an Nutzpflanzen, die statt Menschen jetzt Tiere ernähren, erhalten wir durchschnittlich nur 17 bis 30 Kalorien mit dem Fleisch zurück.
Würde die Nachfrage nach Futterpflanzen sinken, könnte das Ackerland schonender bewirtschaftet werden.Das bedeutet: weniger Pestizide, weniger Monokulturen, weniger chemische Düngemittel. Rund 90 Prozent des weltweit angebauten Sojas wird nicht als Tofu für Vegetarier, sondern zur Tierfütterung verwendet. In Südamerika werden für Soja-Plantagen große Flächen an Regenwald gerodet – einer der wichtigsten CO2-Speicher der Welt.
Und trotzdem ändern wir unser Konsumverhalten nicht.
Wir exportieren unsere Art der industrialisierten Landwirtschaft, obwohl ihre negativen Auswirkungen weltweit schon lange sichtbar sind: vergiftete Böden, Meeresverschmutzung, Abholzung, Rückgang der Biodiversität, Wassermangel und Erosion. Die industrialisierte Landwirtschaft bietet wenigen Menschen Arbeit und verbraucht massiv Ressourcen. Aber: Sie bringt Profite. Ein Argument, das – in unserer Gesellschaft – alle negativen Auswirkungen vergessen macht.
Natürlich ist es einfach, die Verantwortung bei den anderen zu suchen. Schuld ist die Politik. Ist doch ganz klar. Doch Politik ist kein Abstraktum. Die Politik reagiert auf gesellschaftliche Forderungen. Genauso verhält es sich mit der Industrie. Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Und die Nachfrage erzeugen wir.
Unsere Moral flattert im Wind
Und doch ist und bleibt uns vieles egal. Wir sind ein bisschen bestürzt. Natürlich. Doch etwas ändern? Uns einschränken? Soweit geht es dann auch wieder nicht.
Im Jemen wurden im Jahr 2017 mehr als 10.000 Zivilisten getötet, 7 Millionen Menschen droht der Hungertod. 3 Millionen Jemeniter sind auf der Flucht. Allein 2016 lieferte Deutschland Waffen im Wert von 300.000.000 Euro – 300 Millionen Euro – an Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate – eben jene Kriegsparteien, die für die humanitäre Katastrophe im Jemen mitverantwortlich sind. Stört uns das?
Aber wir helfen doch, wo wir können, nicht wahr? Immerhin betrug der Etat des Bundesministeriums für die wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 2017 stattliche 8,5 Milliarden Euro. Entwicklungshilfe sagen wir dazu. Das klingt so schön.
Tatsächlich ist es ein wohlklingender Name für brutale Markttaktiken. Es geht darum, Zugang zu neuen Märkten zu schaffen, die wirtschaftliche Reichweite der westlichen Länder zu stärken, Handelsbeziehungen auszubauen und neue Investitionen für die Industrienationen zu ermöglichen. Unsere Entwicklungshilfe hilft nur unserer eigenen Wirtschaft, unseren eigenen Interessen.
Dazu füllt der Westen die Konten windiger Machthaber in Afrika, damit sie helfen, die Flüchtlingsströme einzudämmen. Ob es sich dabei um Despoten, Autokraten und Diktatoren handelt, stört wenig. Und es gibt ja auch keinen Anlass zur Sorge. Immerhin sind sie alle vom Volk gewählt – mit den gleichen Ergebnissen wie die SED damals in der DDR. Ein Wahlsieg mit 98%? Da denkt man nicht an Wahlbetrug, sondern an das glücklichste Volk unter der Sonne.
Wir schaffen uns unsere Wahrheiten. Wir erklären Nationen zu verteidigungswerten Demokratien mit dem einen fragwürdigen Grundgedanken, mit dem wir andere Nationen zu Schurkenstaaten dämonisieren: Welchen Profit bringt es uns?
Genauso behandeln wir die Attribute Freiheitskämpfer und Terrorist. Ihre Unterscheidung machen wir allein davon abhängig, wer unsere geopolitischen Interessen unterstützt und wer nicht. Wechselnde Liebschaften schließen wir dabei nicht aus. Auch das Völkerrecht holen wir nur aus der Schublade, wenn es zu unseren Interessen passt.
Konzerne machen die Arbeit von Politikern und haben mittlerweile einen viel größeren Einfluss auf die Politik als die Bevölkerung. Wenn eine Demokratie von Wirtschaftsvertretern anstatt von den Menschen gelenkt wird, kann dann eigentlich noch von einer Demokratie gesprochen werden, in der ja alle Macht vom Volk ausgehen soll? Können wir im Namen der Demokratie unzählige Kriege führen, wenn der Demos keine Entscheidungsgewalt mehr darüber hat?
Wann hat die Bevölkerung derart ihre Rechten einschränken lassen? Es ist der entfesselte Kapitalismus, der nach Ende des Kalten Krieges, seinen Gegenpol verlor. Der Neoliberalismus, der die Schere zwischen arm und reich bis ins Wahnwitzige geöffnet hat.
42 Menschen besitzen so viel wie die gesamte ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, soviel wie 3.700.000.000 – 3,7 Milliarden – Menschen. Eine Näherin in Bangladesch müsste ihr ganzes Leben arbeiten, um so viel zu verdienen, wie der Chef eines großen Modekonzerns in vier Tagen.
Hat die Näherin in Bangladesch dann einfach nur Pech? Und wir eben einfach nur Glück? Wenn es nur eine Fügung ist, ein kleiner Flügelschlag und wir säßen auf der anderen Seite? Wenn wir nichts dafür getan haben, sondern uns das Glück nur eben zufällig ausgewählt hat. Warum dann diese menschliche Kälte? Wann und wo genau ist uns unser Mitgefühl abhandengekommen?
Wir schließen die Türen für diejenigen, die vor Armut, Hunger und Krieg fliehen, obwohl unser Reichtum darauf basiert, dass wir wie selbstverständlich ihr Land, ihr Wasser, ihre Rohstoffe und ihre Lebensgrundlagen ausgebeutet haben. Das Mittelmeer wird zum Massengrab. Über 8.000 Menschen haben wir in den letzten zwei Jahren dort ertrinken lassen.
Und wir über sprechen über Eisbären, weil uns arme Menschen – anderswo auf der Welt – einfach nicht interessieren.
Die Folgen des Neoliberalismus liegen auf der Hand: Jetzt, wo es darum geht zu fressen oder gefressen zu werden, spielen gemeinsame Werte keine Rolle mehr. Die eigenen Interessen sind das Einzige, was zählt. Der Nationalismus erlebt nicht nur in den USA und Europa einen Aufschwung.
Der Hindu-Nationalist und Präsident Indiens Narendra Modi rief schon lange vor Trump: India first! Seine jahrelange hinduextremistische Politik hat ihr Ziel innerhalb der indischen Bevölkerung nicht verfehlt. Wo sich einst ein Schmelztiegel an Kulturen und Bräuchen befand, ein friedliches Miteinander möglich war, haben sich Schuldzuweisungen, Hass und falscher Stolz in die Köpfe gefressen. Restaurants und Fleischereien von Moslems werden angezündet und zerstört, weil sie Rindfleisch verkaufen.
In Myanmar ist die nationale Bewegung 969 auf dem Vormarsch. Radikale, buddhistische Mönche und buddhistische Extremisten hetzen gegen Moslems und prophezeien eine Übernahme Myanmars durch die Moslems im 21. Jahrhundert. Und all dies beeinflusst natürlich weitere Länder.
Wenn Trump das internationale Atomabkommen mit dem Iran torpediert und die Sanktionen gegen den Iran nicht wie vereinbart zurücknimmt, haben es die Hardliner und Nationalisten im Iran natürlich einfach. Deren scharfe Bedenken, mit dem Westen überhaupt zu verhandeln, sehen viele nun natürlich bestätigt.
Doch all das interessiert kaum jemanden. Die Achseln werden gezuckt. Der Geist scheint benebelt. Ist uns wirklich alles so scheißegal?
Ausstieg zur rechten Zeit
Kann ich, will ich hier leben? Ein bisschen shoppen gehen, mir der Geist vernebeln und hoffen, dass alles beim Alten bleibt? Wir weiter reich und die Armen weiter arm bleiben? Und unter den Reichen eine Handvoll immer reicher wird. Verrückt reich. Die immer mehr wollen. Höher, schneller, weiter. Mehr Geld, als man ausgeben kann, aber trotzdem nicht den Hals vollkriegen? Menschlichkeit an letzter Stelle.
Es geht um Geld und Macht. Und um noch mehr Geld und Macht. Dass es immer nur um Profite geht. Und um unendlichen Wachstum. Die Leichenberge ignorierend. Und wir sitzen da. Schlürfen einen Frappuccino bei Starbucks und freuen uns des Lebens. #QualityTime.
Ich bin weder naiv noch realitätsfern. Mir ist durchaus klar, dass sich nichts ändern wird. Es werden niemals die Menschen wichtiger sein als die Profite. Es wird niemals der Großteil der Menschen für eine Veränderung einstehen, ihr komfortables Leben opfern für mehr Gerechtigkeit. Das weiß ich.
Und dennoch heißt es nicht, dass ich mich ohnmächtig diesen Zuständen hingeben muss. Vielleicht ist eine gerechtere Welt, ein nachhaltiger Konsum in dieser Größenordnung, in unserem Staatensystem auch nicht möglich. Aber ich werde nicht dastehen, mit dem Kopf schütteln, mein Leben lang all die Gierigen verfluchen und an meinem Gram zerbrechen.
Denn es gibt sie: Kleinere und größere Gruppen, die es besser machen wollen und besser machen können. Die eingesehen haben, dass man dies aber nicht allen Menschen klarmachen kann, nicht alle überzeugen kann. Dass andere Mächte im Spiel sind, die einfach einflussreicher sind. Dass der menschliche Geist zu leicht zu manipulieren, zu leicht zu besäuseln, zu leicht zu benebeln, zu leicht abzulenken ist. Diese Einsicht ist ein erster Schritt.
Wenn sich Gleichgesinnte zusammenfinden, muss man nicht die ganze Welt verändern wollen, nicht das Unmögliche versuchen, sondern für sich selbst, im großen und im kleinen Kreis, das Mögliche möglich machen.
Es gibt zahlreiche Menschen, die nach Alternativen zu unserem jetzigen Lebensstil suchen. Ein Leben, das geprägt ist von zu viel Konsum, von Sachzwängen und zu wenig innerer Freiheit. Menschen, die sich in Gemeinschaften finden und anders leben wollen. Im Einklang mit der Natur, unabhängiger, umweltfreundlicher, friedlicher, gesünder und menschlicher, als es im hier und jetzt möglich scheint. Es gibt sie, die Ökodörfer und Kommunen, die Modelprojekte gemeinsamer Lebens- und Wirtschaftsweisen, in denen Menschen nachhaltigen, ressourcenschonenden Konsum betreiben.
Dort verzichtet man auf größenwahnsinnige Landwirtschaft, die ohne Pestizide nicht mehr auskommt. Dort verzichtet man auf industrialisierte Massentierhaltung, in der Tiere gequält und mit Antibiotika irgendwo auf der Schwelle zwischen Leben und Tod gehalten werden, bis sie schlachtreif sind.
Es sind Gemeinschaften, die sogar Sozialsysteme finanzieren können, die funktionieren, ohne andere auszubeuten, ohne Waffenindustrie, ohne Krieg, ohne Verschwendung von Ressourcen irgendwo am Ende der Welt. Sie funktionieren ohne dubiose Wertevorstellungen, die wie ein Fähnchen im Wind flattern, je nachdem wo wir unsere Interessen sehen. Gemeinschaften, ohne Müllberge und Müllexport, ohne Reichtum auf Kosten von Armut.
Ob Sieben Linden, Schloss Tonndorf oder Niederkaufungen in Deutschland, ob Auroville in Indien oder die Findhorn Foundation in Schottland, La Borie Noble in Frankreich, Matavenero und Valle des Sensaciones in Spanien, das Krishna Valley in Ungarn, Tamera in Portugal, Awra Amba in Äthiopien oder Damanhur in Italien. Um nur einige zu nennen. Es gibt sie, die Enklaven eines kritischen Bewusstseins. Und sie bekommen immer mehr Zulauf. Die Nachfrage an Alternativen zum Bestehenden steigt. Wir wollen etwas verändern? Lasst uns hier beginnen.
Retrospektives eines Wohlstandslandes in drei Teilen
Teil 1 Heimaturlaub in Deutschland
Teil 2 Gedanken über die Heimat
Teil 3 Ausstieg und Verzicht
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Aus dem hohen Norden Deutschlands hinaus in die Welt: 2011 zieht es Morten und Rochssare für zwei Jahre per Anhalter und mit Couchsurfing auf den südamerikanischen Kontinent. Genauso geht es nun weiter. Jetzt jedoch in die andere Richtung. Seit 2014 trampen die beiden auf dem Landweg von Deutschland nach Indien und weiter nach Südostasien. Es gibt noch viel zu entdecken.
Von ihren Abenteuern und Begegnungen erzählen sie in ihren Büchern „Per Anhalter durch Südamerika“ und „Per Anhalter nach Indien“, jeweils erschienen in der National Geographic Reihe bei Malik.
„Aber das Klo mit Trinkwasser zu spülen ist angesichts der globalen Trinkwasserknappheit ein Luxus, den wir nicht brauchen, ein Luxus, den ich nicht will.“
Der Verzicht ändert aber nirgendwo auf der Welt das Problem, führt aber in der Zivilisation zu weiteren nicht unerheblichen Problemen. Denn durch den Wassersparwahnsinn wird die Kanalisation bereits seit Jahren nicht mehr ausreichend gespült. Was zu erheblichen defekten der Rohre und Anlagen führt und dafür sorgt dass das Fäkalienwasser mit den üblichen Hormon- und Medikamentenresten ungehindert in das Erdreich eindringen kann.