Ouro Prêto, Brasilien, Titel
Goldgräberstimmung im Schokoladen-Paradies

Ouro Prêto


1. September 2021
Brasilien
2 Kommentare

Ouro Prêto hat mehr Kirchen als Einwohner. Steile These, aber so fühlt es sich an. Buckeliges Kopfsteinpflaster liegt in den schmalen Gassen der Kleinstadt im Südosten Brasiliens. Sie führen grüne Hügel hinauf und hinab. Ihr barocker Stil kommt direkt aus der Goldgräberzeit des 18. Jahrhunderts.

Damals lag die Stadt im Fieber. Das ganze Land war ihm erlegen. Goldrausch. In Ouro Prêto wurden jährlich nicht nur 11 Tonnen Gold abgebaut, sondern auch eine Menge Diamanten gefunden. Gefreut hat sich darüber vor allem die portugiesische Krone. Aber auch die britische Monarchie. Bis heute erzählen sich die Menschen in Brasilien, dass ihre Bodenschätze die industrielle Revolution in England finanzierten und der Big Ben bis heute mit purem Gold aus Brasilien gefüllt sei.

Aber natürlich wurde nicht sämtliches Edelmetall verschifft. Es blieb genug Reichtum, um Kirchen im Überfluss zu erreichten, sie opulent zu schmücken und ihre Inneneinrichtung mit Blattgold zu verzieren. Nicht kleckern, sondern klotzen. Ohne materiellen Wohlstand kein Paradies. Steht so zwar nicht in der Bibel, aber daran stören sich bekanntlich die wenigstens kirchlichen Würdenträger. 

Was bleibt, ist eine hübsche Altstadt in Ouro Prêto. In der grünen, hügeligen Landschaft thront auf jeder Erhebung eine prächtige Barockkirche. 300 Jahre nach ihrer Errichtung sind sie noch immer schmuck und damit das so bleibt, zieht die barmherzige Kirche den Touristen das Geld aus der Tasche, indem sie Eintritt für die Besichtigung ihrer Gotteshäuser verlangt. Fotografieren ist verboten, denn sonst müssten die Menschen, die vor jeder Kirche Bilder und Postkarten mit Innenansichten verkaufen, einer nützlicheren Arbeit nachgehen.

Ouro Prêto, Brasilien
Ouro Prêto, Brasilien
Ouro Prêto, Brasilien
Ouro Prêto, Brasilien
Ouro Prêto, Brasilien
Ouro Prêto, Brasilien

Irgendwann vergeht die Lust an Kirchen, aber auch dafür hat Ouro Prêto eine Lösung. Die kleine Stadt ist nicht nur bekannt für ihre Architektur, sondern auch für Schokolade. Und es geht noch besser, denn an beinahe jeder Ecke werden Schokolade UND Cachaça verkauft. Ganze Läden voller Alkohol und Schokolade. Reihenweise. Es ist der Himmel auf Erden, nur das es da oben vermutlich weniger Kirchen gibt. 

Außerdem ist Ouro Prêto bekannt für das beste Pan de Quejo Brasiliens. Die kleinen Leckereien sehen aus wie Brötchen, sind innen weich wie ein Schwamm und schmecken wie ein großes, leckeres Stück Käse.

Es gibt nur eine Sache, die es in Ouro Prêto häufiger gibt als Kirchen und Schokoladen-Cachaça-Läden: Studentenvereinigungen – sogenannte Repúblicas. Beinahe jeder der knapp 10.000 Studenten in Ouro Prêto wohnt in einer Burschenschaft und auch unser Gastgeber Diego gehört dazu. Wir haben das Vergnügen eine ebenso feierfreudige wie konservative Burschenschaft kennenzulernen, die in einer ehemaligen Irrenanstalt ein Zuhause gefunden hat. 

Hier dürfen wir nicht nur die Ahnengalerie bewundern, sondern erfahren auch, warum es so toll ist, in Ouro Prêto in einer Burschenschaft zu sein. Zum Karneval, der überall in Brasilien die wichtigste Zeit des Jahres ist, werden die oft ausladenden Wohnhäuser der Burschenschaften komplett ausgeräumt und für viel Geld möglichst vielen Touristen Schlafplätze angeboten. Und wenn die Kasse ordentlich klingelt, heißt das für die Studenten: Das Geld muss weg. Alles wird versoffen.

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Ouro Prêto, Brasilien
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  • 1. September 2021

    Toller Bericht und tolle Fotos!
    Für mich wäre ja eine Tabak- und Zigarrenstadt noch paradiesischer als eine Schokoladenstadt. 😉 Aber auch das muss es eigentlich geben in Brasilien…


    • Morten & Rochssare
      1. September 2021

      Die gibt es ganz sicher. Ich glaube, die Tabak- und Zigarrenproduktion findet eher in Küstennähe statt. In Bahia oder um Recife?